ChagallWelt in Aufruhr - Katrin Schacke

Chagall
Welt in Aufruhr

Buchgestaltung
Konzeption / Entwurf / Umsetzung / Satz
für die Schirn Kunsthalle Frankfurt

www.schirn.de

erschienen im Hirmer Verlag

www.hirmerverlag.de

2022

Der Katalog zur Ausstellung »Chagall – Welt in Aufruhr«, welche von 04. November 2022 bis 19. Februar 2023 in der Schirn Kunsthalle Frankfurt zu sehen ist, erscheint in 3 Sprachen (deutsch, englisch und norwegisch). Mir bot sich die schöne Gelegenheit den Kunstband von der Entwicklung des Gestaltungskonzepts über den vollständigen Satz bis zum fertigen Druckdokument aller 3 Sprachausgaben zu betreuen und umzusetzen. Herausgeberin des Kataloges und Kuratorin der Ausstellung ist Dr. Ilka Voermann, das Publikationsmanagement der Schirn lag bei Natalie Storelli.

Gewünscht wurde ein Bildband, der sich durch seine zeitgemäße Gestaltung selbstbewusst von den üblichen Chagall-Publikationen abhebt, sich aber gleichzeitig in gewisser Weise einreiht und die Erwartungen des Publikums erfüllt. Die Buchgestaltung sollte dem Thema angemessen, aber nicht bedrückend oder abweisend wirken. Entstehen sollte ein leichter und handlicher Kunstband, ein Buch, dass man gern aus der Ausstellung mitnimmt, kein schwerer opulenter Wälzer. Das minimal quadratische Format von 22,5 x 28,5 cm bietet den Werken und Abbildungen auf 200 Seiten großzügig Raum und die Möglichkeit sowohl im Hoch- als auch im Querformat, allein oder in einer Gruppierung zu wirken. Das fadengeheftete Hardcover wurde mit Peyprint Bison überzogen und verleiht dem Bildband in seiner besonderen Struktur einen hochwertigen Gesamteindruck und eine angenehme Haptik.

Farbkonzept

Das Farbkonzept der Buchgestaltung wurde in Anlehnung an die typische Farbwelt Chagalls entwickelt. Dessen Werke dominiert und akzentuiert sehr häufig ein warmes, leuchtendes Rot, oft im Kontrast zu einem satten Königsblau. So liefert das Vorsatzpapier in Pantone warm Red einen leuchtend roten Einstieg ins Buch und wird dem blauvioletten Einband sowie bronzefarbenen Trennseiten gegenübergestellt. Die Farbigkeit ist kraftvoll und energisch, ohne dabei zu laut zu werden oder sich in den Vordergrund zu drängen.

Zu Beginn eröffnen seitenfüllende Details ausgewählter Werke Chagalls das Buch. Sie stimmen den Leser und die Leserin auf das nachfolgende Thema ein. Gefolgt von Inhaltsverzeichnis, sowie Gruß- und Vorworten, besprechen schließlich vier Autor:innen in einem umfangreichen Essay-Teil und unter Verwendung vieler Vergleichsabbildungen die jiddische Identität Chagalls und dessen Werke der 1930er und -40er Jahre. Anschließend werden im Werk-Teil die in der Ausstellung gezeigten Gemälde dargestellt, thematisch zu 8 Untergruppierungen geordnet.

Typografie

Die zeitgemäße Grotesque »Supreme« von Lineto, welche eine Neuinterpretation der Futura (Paul Renner, 1927) aus dem Jahr 2020 ist, wird kombiniert mit der charakteristischen Antiqua »Sectra Display« von Grilli Type, welche im Duktus leichte Ähnlichkeiten zur Fraktur aufweist. Die Kombination beider Schriften nimmt damit Bezug auf die Epoche des ausgestellten Werks Chagalls der 1930er und -40er Jahre.

Typografisch auffällige Kapitelauftaktseiten gliedern das Buch in seine inhaltlichen Abschnitte (Essays, Werke, Biografie und Anhang) und erzeugen damit eine übersichtliche Buchstruktur. Eine jeweils vollflächig bedruckte Farbseite stellt den ruhigen und gleichzeitig starken Gegenpol zum freien typografischen Bild auf der rechten Buchseite dar. Zarte grafische Elemente, wie Linien oder Kreise ergänzen die spielerische Anordnung der Buchstaben und sind wie die fliegenden Letter selbst Referenzen an Chagalls Werke, in denen häufig geometrische Formen und Linien (in Form von Geigen, Uhrenpendel, Sonnen oder Leitern) frei angeordnet sind. Dieses Prinzip der Anordnung aller typografischen Elemente auf Kapitelauftaktseiten und Cover wiederholt sich im gesamten Buchlayout. Auch die Positionierung von Fließtext-Kolumnen, Bildunterschriften, Fußnoten oder Seitenzahlen wurden den Bildkompositionen Chagalls entlehnt. So frei wie dort Objekte, Menschen und Tiere im Raum zu schweben scheinen, Vorder- und Hintergründe verschwimmen, so frei sind auch die Elemente des Layouts angeordnet und auf den Seiten verteilt. Die Bildseiten bieten den Abbildungen viel Ruhe durch großzügigen Weißraum. Kolumnentitel und Seitenzahlen wandern im Werkteil an den Seitenrand, um die Werke nicht zu stören. Ein abwechslungsreicher Umgang der Bildpositionierung ist möglich.